Charakter der Kaltblüter
Kaltblüter sind kraftvoll und haben einen sehr freundlichen Charakter. Daher stammt auch ihr Name. Sie haben nicht etwa kaltes Blut, sondern sind sehr ausgeglichen und reagieren auch unter Stress ruhig und beherrscht. In früheren Zeiten halfen sie den Menschen bei der täglichen Arbeit. Durch ihren muskulösen Körperbau konnten sie auch schwere Gewichte ziehen. Das war vor allem in der Landwirtschaft wichtig. Mit Hilfe von Kaltblütern wurde der Boden bearbeitet, sie trieben Geräte an oder wurden vor die Kutsche gespannt. Die Arbeitspferde erhielten den wenig charmanten Namen „Ackergaul“. Andere Kaltblüter hatten den Job, als Zugpferde beim Schienenverkehr oder bei der Post zu dienen. Kanalpferde zogen auf Treidelpfaden Frachtgut über die Kanäle. Im Lauf der Jahrhunderte wurden sie aber nach und nach von Maschinen abgelöst. Viele Züchter gaben in diesem Zuge ihre Arbeit auf. Die Tiere wurden einfach nicht mehr gebraucht. Die Folge war, dass einige – bis dahin sehr beliebte Pferderassen – selten wurden oder ganz ausstarben. Dennoch sind einige Pferderassen erhalten geblieben.
Heute sind die Kaltblüter im Freizeitbereich wieder gefragt . Der Ackergaul ist zum „sanften Riesen“ geworden. Man veranstaltet mit ihnen Planwagenfahrten und Kutschfahrten. Die friedlichen Pferde sind außerdem sehr intelligent und lernen schnell. Sie haben starke Nerven und sind nicht schreckhaft. Sie sind zum Beispiel auch in der Arbeit mit Kindern hilfreich. Man kann sich auf diese Tiere verlassen. In manchen Bereichen sind Kaltblüter aber noch heute unverzichtbar als Arbeitstier. In der Forstwirtschaft ziehen sie beispielsweise noch Baumstämme in schwer zugänglichen Regionen. Steiniges und unebenes Gelände macht den Tieren nichts aus. Oder sie verdienen ihr Heu als Zugpferde für Hochzeitskutschen. Die Pferde wirken sehr imposant und passen deshalb gut zu einem prächtigen oder auch historischen Ambiente.
Ein weiterer Vorteil: Kaltblüter lassen sich durch fast nichts aus der Ruhe bringen. Große Menschenmengen, Lärm und Geräusche erschrecken sie nicht. Dazu sind sie immer freundlich und friedlich. Bei vielen Events werden sie zu Show-Zwecken eingesetzt. Selbstverständlich kann man Kaltblüter auch reiten. Allerdings sind sie – im Gegensatz zu den weniger robust gebauten Warmblütern – etwas unbequemer. Sie haben einen breiteren Rücken und härtere Gangarten. Viele Kaltblüter haben zudem ein sehr hohes Stockmaß – einige erreichen über zwei Meter. Optisch erkennt man sie an einem derben Kopf mit gewölbter Nasenpartie und ihrem sehr muskulösen Körperbau. Einige Kaltblüter haben zudem einen Haarkranz um die Hufe. Die Friesenpferde sind dafür exemplarisch. Allerdings sind sie – im Gegensatz zu vielen anderen Kaltblütern – elegant und anmutig. Die meisten anderen Rassen dieser Gattung wirken gedrungen. Stark und kräftig, sanft und freundlich – die Kaltblüter haben sich im Laufe der Jahre im wahrsten Sinne des Wortes ihren guten Ruf erarbeitet. Wer es bei Ausritten gemächlich mag oder ein Pferd braucht, das sich gut führen lässt und zuverlässig ist, ist mit einem Kaltblut immer gut beraten. Für Springreiter eignet sich das Pferd allerdings nicht.